Kultur in Frauenhand
Karin Bergmann darf keine Ausnahmeerscheinung bleiben
Der Österreichische Frauenring gratuliert Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann herzlich zur Amtsverlängerung bis 2019. "Bergmann musste das Haus in Krisenzeiten übernehmen, sie nun zur Direktorin ernennen, war die richtige Entscheidung von Kulturminister Josef Ostermayer. Aber - wir brauchen viel mehr Frauen in Leitungspositionen, dann wären auch weniger Trümmerfrauen erforderlich", sagte Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings.
Bergmann ist nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Kulturszene. Je größer die Bühne und je höher die Honorare sind, desto seltener sind Frauen als Regisseurinnen, Dirigentinnen, Autorinnen oder Künstlerinnen in Einzelausstellungen zu finden. Ebenso wie in Politik und Wirtschaft müssen auch im Kulturbereich dringend Frauenquoten und ein Gender Mainstreaming der Kunst- und Kulturförderung diskutiert und in die Tat umgesetzt werden. Auch die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede in der Gesamtbevölkerung spiegeln sich bei den Künstlerinnen wider: Das durchschnittliche Jahreseinkommen aus rein künstlerischer Tätigkeit von Frauen ist rund 35 Prozent niedriger als jenes der Männer.
"Talentierte und engagierte Künstlerinnen gibt es in Österreich sehr viele, es ist längst an der Zeit, sie auch in die erste Reihe zu stellen", so Christa Pölzlbauer.
Dass das Thema nach wie vor brandaktuell ist, zeigen auch Initiativen von Künstlerinnen selbst. So fordern etwa deutsche Regisseurinnen eine Frauenquote für die Filmförderung, da nur rund 15 Prozent der Regieaufträge an Frauen gehen. "In der Dokumentation 'Blitzgescheit, gut ausgebildet, weiblich', die am 13. Oktober im ORF-Nachtprogramm gezeigt wurde, ist die Situation von Frauen im Kulturbetrieb sehr gut analysiert worden. Solche Formate gehören auf einen besseren Sendeplatz, wie der ORF überhaupt Nachholbedarf in Sachen Präsenz von Frauen in den meisten Sendeschienen hat", so Pölzlbauer abschließend.