#ImZentrum der Männerbünde
Ist Politik in Österreich Männersache? Die Diskussionsrunde in der Sendung „Im Zentrum“ am vergangenen Sonntag legt diesen Befund nahe: Sechs Männer saßen da in Vertretung der sechs im Parlament vertretenen Parteien bei Moderatorin Ingrid Thurnher und diskutierten über die politische Zukunft Österreichs. Selbst Ingrid Thurnher sprach gleich zu Beginn der Sendung den Elefanten im Raum – die hundertprozentige Männerquote – an: „Fall Sie sich, meine Damen und Herren, wundern, dass es hier heute Abend eine reine Herrenrunde ist, die sich versammelt hat, da ist offensichtlich Handlungsbedarf in der Politik selbst gegeben.“
Ein Handlungsbedarf besteht tatsächlich, wie ein schneller Blick auf die Statistik zeigt: Von den 183 Abgeordneten des Nationalrats sind derzeit 56 Frauen, also 30,6 %. Innerhalb der einzelnen Fraktionen bilden die NEOS das Schlusslicht (1 Frau von 9 Abgeordneten, Frauenanteil von 11 %), die FPÖ hat rund 18 Prozent Frauen in ihren Reihen – allein die Grünen verfügen über ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis (50 % Frauen).
Auch wenn für die Redaktion von „Im Zentrum“ ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis unter den Gästen nicht unbedingt Priorität zu haben scheint: Die Auswahl an Politikerinnen, die in die Sendung eingeladen werden können, ist unter diesen Umständen beschränkt. Die Herrenrunde vom Sonntag dürfen die Parlamentsparteien daher als vorweihnachtlichen Weckruf verstehen, endlich ernsthaft auf einen höheren, gerechten Frauenanteil hinzuarbeiten.
Frausein ist noch kein Programm – aber es ist die Aufgabe der Parteien in der österreichischen Demokratie, dafür zu sorgen, dass Frauen ebenso wie Männer an den politischen Prozessen auf allen Ebenen teilhaben können. Und nachdem die viel beschworene Freiwilligkeit keine Wirkung zeigt – der Frauenanteil in der Politik ist auf verschiedenen Ebenen zuletzt gesunken –, sind Quoten und Sanktionen längst überfällig!