Sprünge in der gläsernenen Decke oder nur eine optische Täuschung?
Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen in Europa - Zweiter Fortschrittsbericht
Worum geht es in diesem Bericht?
Als Teil des Schwerpunkts der EWL die Umsetzung der 12 Bereiche der “Beijing Platform” im Rahmen von BEIJING +20 in den 12 Monaten 2015 zu untersuchen, wird im Februar auf “Frauen in Entscheidungspositionen” fokussiert.
Der zweite Fortschrittsbreicht ist Teil der kontinuierlichen Arbeit der EWL die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen an Führungspositionen zu gewährleisten. Der Bericht zeigt Entwicklungen, Fortschritte und Stillstand bei der Durchsetzung von Frauenanteilen in Führungspositionen in 11 europäischen Ländern (inklusive Österreich) auf. Der erste Fortschrittsbericht erschien 2012 und brachte der EWL den European Public Affairs Award.
Was geschah in der EU in Bezug auf Frauen in Aufsichtsräten/Vorständen?
Seit dem Bericht von 2015 und der Kampagne für verpflichtende Gesetzgebung zur Regelung von Geschlechtergleichberechtigung in Aufsichträten/Vorständen in allen EU-Mitgliedsländern wurde eine EU-Direktive vorgeschlagen - mit dem Ziel eines 40%igen Frauen- bzw. Männeranteils in Aufsichtsräten in großen, börsennotierten Unternehmen in den EU Mitgliedsländern. Diese Direktive liegt derzeit zur Beratung dem Rat der MinisterInnen für Gleichstellung vor. Die Kommisarin für Gleichstellung, Véra Jourovà ist entschlossen, die Direktive 2015 durchzubringen.
Daher ist jetzt der entscheidende Zeitpunkt die europaweite Entwicklung seit 2012 zu beleuchten und daraus Schlüsse zu ziehen, wie am besten aktuell und zukünftig politische Schritte auf diesem Gebiet zu setzen sind.
Was hat Österreich seit 2012 getan, um die gläserne Decke zu durchbrechen?
Positive Schritte:
2011 beschloss die Regierung ein nichtbindendes Ziel für Unternehmen, die zum Grossteil der öffentlichen Hand gehören: 35% Frauenanteil bis 2018, mit 25% als Zwischenziel 2013. Dieses Zwischenziel wurde erreicht und mit 33% 2014 überschritten. (Quelle: Arbeiterkammer 2014. Frauen Management Report 2014.)
Herausforderungen:
Zwar gibt es einen klaren Forschritt bei den öffentlichen Unternehmen, doch dies zeigt umso deutlicher den Unterschied zu den privaten auf. In den österreichischen 200 Top-Unternehmen bekleiden Frauen nur 13,9% der Aufsichtsratposten, ein winziger Fortschritt seit den 11,2% 2012.
Es hat fast keine allgemeine Verbesserung des Frauenanteils auf Aufsichtsrats-/Vorstandsebene seit 2012 gegeben, sowohl ersichtlich in den Daten der EU Kommission, als auch in weiteren nationalen Daten Österreichischen Arbeiterkammer.
Wenn die Zahlen in Hinblick auf den Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen betrachtet werden, zeigt sich, dass der Frauenanteil in börsennotierten Unternehmen tatsächlich gesunken ist - 2014 auf 3,1%.
Weitere Schritte
Im EWL-Bericht werden Empfehlungen, die auf den vorhandenen Daten beruhen gegeben. Diese sollten berücksichtigt werden, wenn die zukünftige Strategie für mehr Frauen in Entscheidungspositionen auf EU-Ebene und nationaler Ebene entwickelt wird.
- bindende Massnahmen sowohl für Aufsichtsräte als auch für Vorstände
- Weitere Aktionen sind notwendig um den Anteil an weiblichen Vorstandsmitgliedern zu erhöhen.
- Effektive Massnahmen erfordern regelmäßiges Monitoring und Zwischenziele.
- Die Durchsetzung von Maßnahmen erfordert ernstzunehmende Sanktionen.
- Quoten müssen als Teil eines umfassenden Aktionsplans eingesetzt werden, damit die fundamentalen Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in wirtschaftlichen Entscheidungspositionen behandelt werden können.
Geschlechterparität in wirtschaftlichen Machtpositionen ist von entscheidender Bedeutung für Gerechtigkeit, Demokratie und nachhaltige Entwicklung. Unterschiedliche EntscheidungsträgerInnen und Führungspersonen vertreten besser, verstehen besser und reagieren besser auf die Wünsche und Bedürfnisse von Frauen und Männern in ihrer Unterschiedlichkeit. Sie sind offener eine neue Art von Führungsstil zu entwickeln, der zu notwendigen sozialen Transformationen beitragen kann. Als ein wichtiger Schritt vorwärts hin zu einem fortschrittlichen, nachhaltigen und inkludierenden Europa, verlangt die EWL daher die Annahme und Umsetzung der vorgeschlagenen EU-Direktive “Frauen in Aufsichtsräten/Vorständen” ohne weitere Verzögerungen!
Ausserdem ermutigen wir nationale Regierungen weiter als die vorgeschrieben Ziele zu gehen und stärkere Massnahmen zu setzen um Geschlechterparität in Entscheidungspositionen auf allen Ebenen zu erreichen.