Geschlechtergerechte Schulbücher

Freitag, 16. Januar 2015 - 20:00

Sensibilisierung muss in der Schule beginnen

Der Österreichische Frauenring spricht sich vehement gegen den Vorstoß des Bundesverbands der Elternvereine aus, gendersensible Sprache aus den Schulbüchern zu verbannen. "Wir sind derzeit mit einem Backlash auf allen Ebenen konfrontiert. Wenn antifeministische Angriffe nun auch auf den Schulunterricht zielen, stimmt das äußerst bedenklich", so Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings.

Geschlechtergerechte Sprache steht keineswegs einer guten Lesbarkeit im Wege - sie bietet ganz im Gegenteil die Möglichkeit, präzise zu formulieren und alle Geschlechter sprachlich sichtbar zu machen. Der Frauenring hat bereits im vergangenen Jahr eine Petition für eine geschlechtergerechte Sprache initiiert und forderte darin einen sachlichen, respektvollen Diskussionsstil; die Petition wurde in kürzester Zeit von über 2.700 Personen unterzeichnet. "Gendersensible Sprache in Schulbüchern als Schaden für den Bildungsstandort zu bezeichnen, ist fern jeder Realität. Es ist fraglich, ob es dem Elternverband tatsächlich um die Lesekompetenz von SchülerInnen geht", sagte Pölzlbauer.

Der Frauenring stellt sich klar hinter Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die sich seit vielen Jahren engagiert für eine sprachliche Gleichbehandlung von Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern einsetzt - und dafür laufend Attacken ausgesetzt ist.

Medien, die wie etwa Orf.at populistische Abstimmungen zur Sinnhaftigkeit von "genderten Schulbüchern" durchführen, befeuern eine solche aufgeheizte Stimmung zusätzlich. "Mit sachlichen Beiträgen wie unserer Petition finden wir kaum Beachtung in den Medien. Kommt es jedoch zu Attacken auf das Binnen-I in Behördentexten oder die Töchter in der Bundeshymne, stürzen sich sämtliche Redaktionen auf das Thema. Gerade vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk würden wir uns einen anderen Umgang wünschen", so Pölzlbauer abschließend.

In einem Brief an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat der Österreichische Frauenring zudem Stellung genommen zur Art und Weise, wie der ORF über das Thema berichtet hat. Während antifeministischem Engagement immer wieder Platz in der ORF-Berichterstattung eingeräumt wird, geschieht dies kaum für feministische Gegenstimmen. Es ist enttäuschend, dass gerade der ORF scheinbar nur Plattform für eine Seite der Argumentation ist – und sich damit derart am medialen antifeministischen Backlash beteiligt!