Frauenring: Gewaltprävention ist Aufgabe des Staates
Aktive Gewaltprävention und Täterarbeit statt Verhaltensregeln für Frauen
Unter dem Motto "Frauen gegen die Scheinheiligkeit" beteiligte sich der Österreichische Frauenring am Samstag an einer Kundgebung, die sich gegen Gewalt an Frauen und für Selbstbestimmung starkmachte. Entgegen der Aussagen des Wiener Polizeipräsidenten Pürstl, der in einem Interview mit der „Krone“ sagte, dass Frauen nachts nicht ohne Begleitung unterwegs sein sollten, forderten die Aktivistinnen am Stephansplatz lautstark den öffentlichen Raum für sich ein.
„Den öffentlichen Raum für alle Menschen sicher zu gestalten, ist die Aufgabe des Staates. Verhaltensregeln, die Frauen nahelegen, sie sollen abends nicht alleine unterwegs sein, gehören sicher nicht dazu“, sagte Sonja Ablinger, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. Derartige, wenn auch wie Polizeipräsident Pürstl meinte ‚verkürzte Aussagen’ und Forderungen gehen nämlich rasch mit Schuldzuweisungen an Frauen einher, die Übergriffe erlebt haben.
„Die Frauenbewegung kämpft seit Jahrzehnten dafür, den Fokus auf Gewaltprävention und Täter zu lenken und nicht Verhaltensregeln für Frauen aufzustellen, um Übergriffen zu entgehen“, so Ablinger weiter.
Der Forderung der Sozialistischen Jugend, Anlaufstellen für sexualisierte Gewalt mit geschultem Personal auf allen Großveranstaltungen einzurichten, schließt sich der Frauenring an. Bisher gibt es eine solche Einrichtung nur auf dem Wiener Donauinselfest, dies könnte als Vorbild für andere Großveranstaltungen wie Musik-Festivals dienen.
„Die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln haben sexuelle Übergriffe wieder verstärkt in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Diese Aufmerksamkeit darf nun aber nicht für rassistische Hetze missbraucht werden. Wir brauchen keine Rassismus-, sondern eine Sexismus-Debatte! Gewalt gegen Frauen ist ein absolutes No Go, egal, von wem und unter welchen Umständen sie verübt wird“, stellte Brigitte Hornyik, stellvertretende Vorsitzende des Frauenrings, bei der Kundgebung klar.
„Sexuelle Gewalt passiert täglich, quer durch alle Gesellschaftsschichten. Frauen müssen davor bestmöglich geschützt werden – ob in den eigenen vier Wänden, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum. Die Ressourcen für Gewaltschutzarbeit und Täterarbeit müssen dringend ausgebaut werden, wie das Gewaltschutzeinrichtungen immer wieder fordern. Von ausreichender Finanzierung von Gewaltprävention und Anti-Gewalt-Training sind wir nämlich mehr als eine ‚Armlänge’ entfernt“, so Ablinger abschließend.