Frauenpolitik: Das große Schweigen
Frauenpolitische Themen werden in österreichischen Medien ausgeblendet
Bereits im Wahlkampf 2013 zeigte sich: Frauenpolitik spielt in Österreich eine Nebenrolle - und auch rund fünf Monate nach der Nationalratswahl hat sich daran nichts geändert. Es scheint, als ob sich in Österreich weder die Politik noch die Medien für frauenpolitische Anliegen interessieren würden, und das, obwohl gerade in diesem Bereich Fortschritte seit Langem ausbleiben: Erst vergangene Woche präsentierte die Eurostat Daten zur Einkommensverteilung. Österreich belegt bei den Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen den vorletzten Platz innerhalb der EU. Eine kürzlich präsentierte Studie der Arbeiterkammer weist darauf hin, dass Frauen zwar in den vergangenen 30 Jahren mehr und höhere Bildungsabschlüsse als Männer aufweisen können. Das wirkt sich jedoch fast gar nicht auf ihre Beschäftigungschancen - beziehungsweise auf eine gerechte Bezahlung aus.
Der Arbeitsmarkt ist nur einer der Bereiche, in denen sich Geschlechterungerechtigkeiten fortsetzen. Thematisiert wird dies in Österreich aber weder Boulevard- noch Qualitätsmedien. Auch die Medienanalysen der Agentur "Media Affairs" weisen etwa regelmäßig darauf hin, dass der Frauenpolitik in österreichischen Medien kaum Beachtung geschenkt wird.
"Feministische Themen werden in den Medien schlicht vernachlässigt und - wenn überhaupt - dann nur am Rande angesprochen. Dadurch bleibt aber auch die mediale Kontrollfunktion aus und PolitikerInnen aller Parteien können die Frauenpolitik weiter problemlos unter den Tisch fallen lassen", kritisiert die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, Christa Pölzlbauer.
Vor allem der ORF, der einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen hat, hat großen Nachholbedarf in Sachen frauenpolitischer Berichterstattung. "Themenschwerpunkte mit einigen ausgewählten Sendungen zum Internationalen Frauentag sind nicht ausreichend. Es braucht eine kontinuierliche Berichterstattung, die sich differenziert mit feministischen Themen auseinandersetzt", meint Pölzlbauer.
Dass die amtierende Regierung Frauenpolitik momentan vernachlässigt, bleibt von den Medien unkommentiert. Auch wenn feministische und alternative Medien diesbezüglich wichtige Arbeit leisten, braucht es frauenpolitische Berichterstattung auch in den Mainstream-Medien, die einen großen Teil der Bevölkerung erreichen. "Der Frauenring appelliert deshalb an die verantwortlichen RedakteurInnen in Österreich, Frauen und deren Anliegen stärker in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung zu stellen. Es braucht dringend eine kritische Auseinandersetzung, um dem aktuell fortschreitenden Backlash und sexistischer Diskriminierung entgegenzuwirken", gibt Pölzlbauer abschließend zu bedenken.