Feminismus bleibt antirassistisch!
Reaktion auf den Kommentar der anderen der Tageszeitung Der Standard vom 3.1.2017
Zahlreiche Frauen haben in und nach der Silvesternacht in Innsbruck sexuelle Übergriffe zur Anzeige gebracht. Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist nun wieder Teil der öffentlichen Debatte. Beiträge wie der am 3. Jänner im Standard erschienenen Kommentar von Gernot Schandl halten wir jedoch für absolut nicht zuträglich für diese Debatte.
Personen, die „präventive Maßnahmen gegen alleinreisende männliche Asylwerber“ (Schandl) fordern, medial Raum zu bieten, trägt nicht zur Bekämpfung von Sexismus bei, sondern nährt rassistische Vorurteile. Dass, wie Schandl beschreibt, immer mehr Personen sich verunsichert fühlen, liegt unter anderem auch am zunehmend rassistischen Unterton vieler Medien.
Es ist wichtig, über die Vorfälle in der Silvesternacht in Innsbruck zu reden. Dabei muss aber auch die sexistische Grundstruktur der österreichischen Gesellschaft thematisiert werden! Der Frauenring fordert eine breite Diskussion darüber, wie Frauen von sexualisierter Gewalt betroffen sind – durch Belästigungen im öffentlichen Raum, im sozialen Umfeld, durch Ehemänner oder Partner*innen.
Feminismus und Rassismus sind für den Frauenring unvereinbar. Wir wehren uns daher gegen die Suggestion, dass sexuelle Gewalt ein Phänomen ist, für das vorwiegend männliche Asylsuchende bzw. Migranten verantwortlich zu machen sind. Eine solche Argumentation ist nicht faktenbasiert und nährt rassistische Vorurteile. Die Mitgliedsorganisationen des Frauenrings fordern seit Jahren effektiven Gewaltschutz und setzen sich kontinuierlich für die Wahrung der körperlichen Integrität von Frauen und den Schutz der Selbstbestimmung ein. Die Vorfälle der Silvesternacht zeigen, wie weit wir nach wie vor vom Ziel einer sexismusfreien Gesellschaft sind.
Als Dachorganisation österreichischer Frauenvereine wiederholen wir deshalb unsere Forderungen: Wir brauchen mehr Ressourcen für Präventions- und Täterarbeit, mehr Mittel für die Ausbildung von interkultureller Kompetenz in der Beratungsarbeit, entsprechende Schulungs- und Fortbildungsprogrammen in der Exekutive und in der Justiz. Ein wirksamer Gewaltschutz ist Aufgabe des Staates.
Unsere Forderungen sind nicht neu. Es ist höchste Zeit sie endlich umzusetzen!